ist die analoge welt eine analogie der digitalen geworden?

Wenn die Grenzen von Digitalem und Nicht-Digitalen verfliessen und dies sich derart normalisiert hat, dass es kaum mehr als etwas besonderes wahrgenommen werden kann, so kann man – mit Jean Baudrillard denkend – sagen, dass das Digitale eigentlich schon wieder dabei ist zu verschwinden. Gerade indem das Digitale zum universalen Paradigma wird, entzieht es sich zunehmend der Sichtbarkeit. Das geschieht heute nicht nur operativ, indem alles Technische in den Ghettos der Serverfarmen verschwindet, die Geräte kabel- und knopflos werden, das Ideal von «zero friction» gegriffen hat und nun die Displays und Datenströme überall nahtlos in die Dinge und den Körper übergehen. Das geschieht auch im Menschen, wenn er sich selbst wie ein smartes Gadget verhält, das bereit ist, seine Körperfunktionen, sein Befinden, seine Bedürfnisse und sein Innenleben selbst zum Inhalt der Systeme zu machen, sie zu veräussern, bevor sie zum Innenleben werden können. – Ist dann die analoge Welt nur ein Objekt von Nostalgie (Denn Nostalgie zeigt an, dass man ein schon Verlorenes ersehnt)? Ist dann die analoge Welt eine Analogie der digitalen?– Die Frage einer Digitalmoderne – die irgendwie eine Form von Autonomie gewinnen möchte – wäre dann, ob innerhalb des Digitalen Räume möglich werden, in denen der Mensch dennoch erlebt, dass er selbst noch etwas anderes ist.

Literatur: Jean Baudrillard: Warum ist nicht alles schon verschwunden? Berlin 2008 

Bild: Tetbury, England, Januar 2016